Allgemein
Schreibe einen Kommentar

UV-Arbeitskreis diskutiert mit Strom-Netzwerkern über die Zukunft der Energie

Berlin | Der Arbeitskreis Innovative Technologien besuchte am 14. Juni die 50 Hertz Transmission GmbH in Neuenhagen bei Berlin. Über die Veranstaltung mit dem Thema "Die Integration von erneuerbaren Energien ins Übertragungsnetz" berichtet Lothar Starke, Leiter des Arbeitskreises:
Das Unternehmen ist einer von vier Übertragungs-Netzbetreibern in Deutschland und für die Länder Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dafür verantwortlich, das eine stabile Stromversorgung gewährleistet ist.
Der Arbeitskreis Innovative Technologien hat sich seit den ersten Beschlüssen zur Energiewende kontinuierlich mit dem Thema Energie beschäftigt und aus seiner Arbeit die Wortmeldungen des Unternehmerverbandes an die Politik zu diesem Thema mit  Fakten und Informationen gespeist. So entstand bereits 2011 das Grundsatzdokument des Unternehmerverbandes: "Aufgaben für Politik, Forschung und Unternehmen aus der Energiewende in Deutschland". Dieses Dokument war auch die Grundlage für die: "Stellungnahme zum 1. Entwurf der Energiestrategie 2030 für das Land Brandenburg". Somit war die Veranstaltung bei 50 Hertz Transmission nicht nur eine Fortsetzung des bisherigen Arbeit, sondern zog auch eine Bilanz fünf Jahre nach der Energiewende.
Tatsächlich hat sich die gesamte Energiewirtschaft durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland grundlegend verändert! Das wird schon aus der wirtschaftlichen Struktur der Energieversorgung deutlich: Aus den großen Energieversorgern, die von der (überwiegend zentralen) Erzeugung über die Übertragung bis zur Lieferung an Kunden eine komplexe wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung hatten, wurde eine vollständig dezentrale Struktur mit aufgeteilter Verantwortung. Damit ist eine vorausschauende Planung, die Durchführung von abgestimmten Investitionen und eine durchgängige Finanzierung an zentraler Stelle nicht mehr gegeben. Der Staat kann mit der Netzagentur diese Aufgaben nicht erfüllen, und so ist die Situation eingetreten, dass mit enormen Investitionen Anlagen für erneuerbare Energien gebaut wurden, ohne dass ausreichend Übertragungsleitungen den Strom zum Abnehmer bringen.
Aus dieser Situation und den enormen Schwankungen bei Strom aus Windkraft und Photovoltaik ist 50 Hertz Transmission der zentrale Punkt für eine gesicherte und für Unternehmen und Haushalte finanziell tragbare Stromversorgung.
Das Unternehmen 50 Hertz Transmission erfüllt vier zentrale Aufgaben:

  1. Als Betreiber des Übertragungsnetzes schließt es Erzeuger an und transportiert den Strom zu den Verbrauchszentralen. Für den Ausbau des Netzes will das Unternehmen bis 2020 etwa 3,3 Milliarden Euro in den Ausbau und die Instandhaltung des ca. 10.000 Km langen Netzes investieren. Der geplante und notwendige Ausbau der Netze hat sich jedoch bereits um Jahre verzögert! Eigentümer von 50 Hertz Transmission sind der belgische Netzbetreiber Elia mit 60% und der Fonds IFM mit 40 %. Die Finanzierung des Unternehmens erfolgt durch die Netzkosten die gegenwärtig nur durch die Abnehmer im Versorgungsgebiet von 50 Hertz Transmission. Das Unternehmen ist auch verantwortlich für das Management der EEG-Zahlungsströme.
  2. Als Verantwortlicher eines stabilen Stromsystems sorgt das Unternehmen rund um die Uhr für eine sichere Versorgung. Die Verantwortung für die Stabilität des Übertragungsnetzes umfasst die Frequenz- und Spannungsregelung und das Engpassmanagement. Das ist eine zentrale Funktion der Energiewende, da derzeit ca. 1.600.000 Anlagen mit erneuerbaren Energien in Deutschland am Netz (2000 waren es ca. 30.000) und zu steuern sind. Hinzu kommen auf der Erzeugerseite die konventionellen Kraftwerke. Die Steuerung führt bei fehlendem Verbrauch zur Absenkung von Erzeugern, wobei nach dem EEG- Gesetz die erneuerbaren Energien vorrangig bei der Einspeisung sind. Trotzdem waren 2015 auch Absenkungen von Anlagen mit erneuerbaren Energien notwendig. Der dadurch von diesen Anlagen nicht erzeugte Strom wird jedoch gemäß Gesetz von den Verbrauchern mit bezahlt! Als zweite Säule der Steuerung erfolgt die Abschaltung von Verbrauchern, wobei derzeit meist Großabnehmer betroffen sind, die ihre Bereitschaft erklärt haben, und eine Vergütung erhalten.
  3. Als Katalysator für den Strommarkt hat 50 Hertz zentrale Funktionen für das Zusammenspiel der Marktakteure und stellt allen Partnern transparente Informationen zur Verfügung.
  4. Als Schnittstelle für erneuerbare Energien nimmt es den gesamten grünen Strom vorrangig auf, vermarktet ihn teilweise und transportiert ihn zu den Verbrauchern. Das Problem ist der Umfang an erneuerbaren Energien in der Region gegenüber einem zu geringen Bedarf der Verbraucher, die sich Süden Deutschlands befinden und wegen fehlender Leitungen den hier erzeugten Strom nicht nutzen können. 2015 betrug der Anteil an Öko-Strom bei 50 Hertz Transmission bei einem Stromverbrauch von 96 TWh bereits 49% und damit einen Spitzenwert in Deutschland. Nach Vorgaben der Bundesregierung soll der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland 2025 bei 40 % bis 45% und 2050 bei 80 % liegen.

In der Diskussion ergaben sich bei den Teilnehmern des Unternehmerverbandes folgende Forderungen an die Politik zur Sicherung einer stabilen und bezahlbaren Stromversorgung:

  • Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist an die gesicherte Abnahme durch Verbraucher zu koppeln und bis zur Erreichung einer Übereinstimmung zu drosseln.
  • Erneuerbare Energien sind an die Bedingungen des Marktes zu binden, es sollte nur der verkaufte Strom zu Marktpreisen berechnet werden.
  • Netzkosten sind bundesweit gleichmäßig zu verteilen.
  • Das Energienetz ist europaweit zu organisieren und mit einheitlichen Regelungen zu gestalten. Strom aus Wind und Sonne ist nicht ständig verfügbar, deshalb ist die Grundlast und die Reservekapazität aus anderen Quellen zu sichern.

    Der Strom wird an rd. 8.000 Stunden im Jahr gebraucht
    Anlagen mit Windkraft liefern rd 2.500 Stunden im Jahr Strom
    Solaranlagen liefern rd. 1.500 Stunden im Jahr Strom

    Durch die Politik ist in einem Energiekonzept verbindlich festzulegen, welche Energieträger in welchen Zeiträumen die stabile Versorgung sichern. Weiterhin ist es erforderlich, die Finanzierung dieser Kraftwerke während des Stillstandes (Reserve) verbindlich zu regeln.

  • Durch zentrale Forschungsprogramme ist die Entwicklung von leistungsfähigen Energiespeichern zu beschleunigen.
  • Durch entsprechende Förderung ist die Nutzung weiterer umweltfreundlicher Energien wie Geothermie zu beschleunigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert